Die „Gartenutopie“ ist ein Stadtteilgarten in dem Chemnitzer Stadtteil Sonnenberg. Und eben hier treffen am Vorabend zum Start der LandPartie „Durch Wald und über Erz“ die Teilnehmer erstmals zusammen.
Als solche werden wir von der Garteninitiative herzlich begrüßt und sogleich eingeladen zu Pflaumenkuchen. Eingesammelt haben sie die Pflaumen auf diesem Gartengrundstück, teilweise auch entlang eines Bahndammes. Rasch nehmen wir Platz, rings um den verlockend duftenden Kuchen, unter einem orangefarbenen Pavillon, welcher dem Licht eine warme Färbung und uns einen jugendlich gesunden Teint verleiht. Im Hintergrund donnert es. Schon fallen die ersten dicken Tropfen und kurz darauf prasselt der Schauer auf die Dachplane. Wir rücken eng zusammen und dicht hinter unseren Rücken fällt das Wasser wie in einem dünnen Film zu Boden, von wo er einige Zentimeter hochspritzt. Einer der Gärtner zieht sein Hemd aus und läuft mit strahlendem Gesicht durch den Regen – viel zu lange war es viel zu trocken. Erst wenige Stunden zuvor hatte eine der Gärtnerinnen neue Erdbeeren gepflanzt und so freut auch sie sich riesig über den Regen. Die Freude springt auf alle über, auch auf die, die von hieraus zu einer Wanderung aufbrechen wollen. Denn hier direkt im Garten ist ein Gedanke einem jedem präsent, ohne dass dieser erst ausgesprochen werden müsste: Ohne Regen kein Wachsen. „Es soll wachsen. Wichtig ist, dass hier etwas wächst,“ schildert uns einer der Gartengründer eine seiner wesentlichen Motive für diese Initiative. Er wollte nicht länger nur zuschauen, wie die vormalige Brache mehr und mehr vermüllte und zunehmend zu einem stinkendem Hundeklo verkam. „Dass hier Menschen zusammentreffen können und nicht jeder allein vor seinem Fernseher sitzt“, ist ein anderes wesentliches Ziel des Mitmach-Garten-Projekts.
Nach einiger Zeit lässt der Regen nach und wir stapfen durch den Garten. Zwischen den Beeten verzweigt sich das anfangs gemeinsam geführte Gespräch zunehmend in mehrere parallele Gesprächsfäden. Erstaunlich viel Interesse, Wissen und Bewusstsein zu Fragen der Ernährung und Ernährungssicherheit klingt dabei an. Der Kontrast könnte kaum deutlicher sein – zum einen stapfen wir über eine „Baulücke“ innerhalb eines dicht bebauten Stadtquartiers, zum anderen kommen hier Sehnsüchte zur Entfaltung, die ansonsten eindeutig mit „dem Land“ verknüpft werden: Die Erde bepflanzen. Die Bodenfruchtbarkeit steigern. Eigenen Boden bewirtschaften. Erde an den Händen und die Finger in der Erde. Gemeinsam ernten und Ernte teilen. Selber tun, beobachten, abwarten – und schließlich essen.
Euer Pflaumenkuchen war lecker. Danke!
Text: Bertram Weisshaar
Fotos: Bertram Weisshaar (1, 2); Leonie Rhode (3, 4)