Dem ökologischen Fußabdruck auf der Spur
Im Raum Aachen liegen zahlreiche, denkbar unterschiedliche „Fußabdrücke“ so dicht beieinander, dass sie innerhalb von fünf Tagen aufgesucht werden können. Dabei verweisen diese „Abdrücke“ auf Landnutzungen und kulturelle Praktiken, die teilweise sogar Jahrhunderte zurückliegen. Am Beispiel dieser in die Landschaft eingeschriebenen Spuren setzt sich diese LandPartie differenziert auseinander mit dem ökologischen Fußabdruck.
Was ist gemeint mit ökologischer Fußabdruck?
Der ökologische Fußabdruck ist ein Indikator für Nachhaltigkeit. Gemeint ist damit die Fläche, die benötigt wird, um den Lebensstandard und den Lebensstil eines Menschen oder einer Bevölkerung dauerhaft zu ermöglichen. Der ökologische Fußabdruck schließt alle Flächen ein, die beispielsweise zur Herstellung von Kleidung, Nahrung und Konsumgütern, zur Bereitstellung von Energie wie auch zur Entsorgung von Müll benötigt werden. Die Energiegewinnung aus Braunkohle etwa verursacht einen gewaltigen „Fußabdruck“ in den betroffenen Regionen – so zum Beispiel wenige Kilometer östlich von Aachen.
Die Aussage des ökologischen Fußabdrucks ist leicht verständlich und dessen Konzept einfach zu kommunizieren. Inzwischen berichten jährlich international viele Medien zum Datum des „Earth Overshoot Day“ (deutsch „Welterschöpfungstag“). Dieser gibt den Kalendertag eines Jahres an, ab welchem die von der Menschheit konsumierten Ressourcen die Kapazität der Erde übersteigen, diese zu (re)generieren. Im Jahr 2022 viel dieser Tag auf den 28. Juli.
Der Begriff ökologischer Fußabdruck funktioniert gut als Warnsignal – allerdings vereinfacht er die Bewertung von Nachhaltigkeit bzw. die Frage nach nachhaltigen Lebensstandards sehr stark. Gemessen wird allein die Menge der beanspruchten Flächen, nicht bewertet wird dabei die Intensität der Landnutzung oder deren Naturverträglichkeit. Grundsätzlich könnte man zum Beispiel die für den Natur- und Artenschutz sehr wertvollen Streuobstwiesen oder Kopfweiden auch als einen – positiven – ökologischen Fußabdruck interpretieren.
LandPartie von der Vergangenheit in die Zukunft
Den Auftakt der LandPartie bildet die aufgegebene belgische Zollstation, die nun als Kulturraum genutzt wird. Unweit davon verweist der „Landgraben“ mit den überkommenen, lebendigen Grenzbuchen auf das „Aachener Reich“ (14. Jhd.). Einen befremdlichen Kontrast hierzu bilden die groben Betonhöcker des „Westwalls“ – Relikte jenes doch so rasch untergegangen „tausendjährigen Reichs“. Möglicherweise tatsächlich tausend Jahre alt ist hingegen die Forster Linde, die als lebendes Wesen vieles überdauert hat und in deren Schatten wir über die Erfucht vor dem Leben und den Klimawandel in Austausch treten.
Der „Pferdelandpark“ im Bereich des Aachener Lousberg verbindet Fragmente zurückliegender Landnutzungen zu einer Erzählung und macht sie so als Landschaft lesbar. Zum Pferdelandpark zählt auch das unter Landschaftsschutz gestellte Wurmtal. Hier stößt man auf Baudenkmale der jahrhundertelangen Nutzung der Wasserkraft – zugleich ist das Wurmtal auch eines der ältesten Bergbaureviere Europas, das zurückweist bis ins Jahr 1113.
Eben erst drei Jahrzehnte zurück liegt das Ende des Steinkohlenbergbaus in dieser Region: 1997 wurde die letzte Zeche des Aachener Steinkohlereviers geschlossen. Das Museum Energeticon thematisiert am Ort der einstigen Zeche Anna den vollzogenen Strukturwandel als auch den immer noch anstehenden Energiewandel. Die benachbarte, hundert Meter in die Höhe ragende Abraumhalde ist ebenfalls ein „Abdruck“ des Steinkohlenbergbaus – und bereits Naturschutzgebiet. Hingegen deutlich in die Tiefe gehen die „Phänomene“ des Braunkohlenbergbaus. Wahrend das Areal des wiederverfüllten und rekultivierten Braunkohlentagebaus „Zukunft“ nur noch Eingeweihte als solches erkennen, ist der Blausteinsee leicht als geflutetes Restloch des einstigen Tagebaus zu dechiffrieren, was dessen Attraktivität bei Erholungssuchenden jedoch nicht mindert. Hingegen minderten die vergangenen Dürresommer deutlich erkennbar den Wasserstand des Sees.
Einen überwältigend-merkwürdigen Eindruck macht das tiefe Loch des aktiven Tagebaus Inden. Auch dessen Ende ist längst vorgezeichnet. Die Vision Indeland2050 formuliert hierzu Zukunftsszenarien, die das absehbar verbleibende „Loch“ vergleichbar dem Beispiel des Blausteinsees in eine positiv bewertete Seenlandschaft wandeln sollen. Im vergangenen Jahrhundert hätten diese Pläne sehr wahrscheinlich funktioniert – im Zeitalter des Klimawandels steht darüber ein übergroßes Fragezeichen.
Termine: 07.05. – 12.05.2023 und 27.08. – 01.09.2023
Gebühren:
TN-Gebühr
Teilnahme-Beitrag: 669,00 € (incl. Übernachtung/Frühst. in 1/2 DZ)
EZ-Zuschlag: 120,00 €
Teilnahme-Beitrag ohne Unterkunft: 419,00 €
Bildungsurlaub

Diese LandPartie wird in Kooperation mit dem Forum Unna als Bildungsurlaub durchgeführt. Die Anmeldung und Bezahlung erfolgt direkt beim Forum Unna.
Die Landschaft mit Füßen lesen
Nur wo man zu Fuß war, ist man wirklich gewesen. In diesem Sinn enthält diese LandPartie täglich längere Gehstrecken. Eine gewisse Kondition, um circa 10 bis 15 Kilometer am Tag zu Fuß zurückzulegen, ist erforderlich!
Weitere Informationen
Hotel am Marschiertor
Wallstraße 1-7
52064 Aachen
www.hotel-marschiertor-aachen.de
Die LandPartie / dieser Bildungsurlaub wird geleitet von der Akademie LandPartie, Bertram Weisshaar.