Kohle ohne Ende?
Termin: (So., 6. Okt. bis Sa., 12. Okt. 2019) Wiederholung geplant für 2021
Ein Wechsel aus Schönheit und Schrecken: Die Sehenswürdigkeiten dieser LandPartie entdeckt man eher auf den zweiten Blick. Auffälliger sind hingegen die Braunkohlekraftwerke, die zahlreichen Stromleitungen und Windräder. Neben diesen markanten Orientierungspunkten zeigt die flache Horizontlinie dieser Region auch vom Kohlebergbau aufgehaldete Berge. Kurz: Die Kohle bestimmt hier die Landschaft, wie auch das Denken. Was aber bedeutet es für die „Landkultur“, wenn vielleicht schon in absehbarer Zeit die Kohle alle ist – der Tagebau stillgelegt wird? Und lässt sich eine solche Region, die derart von Großtechnologie dominiert wird, noch beschreiben als eine „ländliche Region“? Oder müssen wir uns hier der LandKultur vielleicht irgendwie anders annähern? Mit unserer Wandernung nehmen wir eine Spur auf und stoßen dabei auch auf landschaftliche Schönheiten, wie man derartige schwerlich anderswo finden kann.
Treffpunkt: 9 Uhr Altes Gericht Warden, Alsdorf/ Ende ca. 18 Uhr Kirche St. Silvester Neu-Lohn. Mit Führung „Historischer Pfad“ durch Franz Wings; Besichtigung Naturhaus Blausteinsee; Führung „WasserWeg“ durch die NaturFreunde Eschweiler
Treffpunkt 9 Uhr Kirche St. Silvester Neu-Lohn/ Ende ca. 18 Uhr Gut Alte Burg in Altenburg. Mit Besichtigung Gedächtniskapelle Lohn mit Franz Wings; weiter über Kirchberg & Schophoven; Mit Fotografie-Workshop / Seminar in Fortbewegung mit Fotograf Andreas Teichmann;
19:30 Uhr: „Zu Fuß und quer durch“ – Lesung und Gespräch im Gut Alte Burg in Altenburg
Treffpunkt: 9 Uhr Gut Alte Burg in Altenburg/ Ende ca. 17 Uhr Burg Obbendorf in Hambach. Mit Besichtigung des Forschungszentrum Jülich;
> Teilnahme ist nur möglich bei Anmeldung bis spätestens 1.10.: 0179 5436091
Treffpunkt 9:00 Uhr, Burg Obbendorf in Hambach/ Ende ca. 18 Uhr Haus Hubertus Elsdorf.
Mit Beitrag der Ruhr-Uni Bochum: „Was bedeutet Gerechtigkeit im Politikfeld der Energiewende?“;
über die Sophienhöhe
Treffpunkt 9 Uhr Hotel Haus Hubertus / Ende ca. 18 Uhr Treffpunkt Kunst Kerpen. Mit: BUND-NRW und Initiative Buirer für Buir; über Manheim und Hambacher Forst
SPECIAL: Just Transition – Was bedeutet Gerechtigkeit im Politikfeld der Energiewende?
Wir alle haben ein Gefühl für das, was gerecht und was ungerecht ist. Die Wahrnehmungen und Meinungen gehen dabei aber oftmals auseinander. Für den Sonderfall des Kohleausstiegs nehmen Jenny Zorn und Stefan Schweiger aus dem Geographischen Institut der Ruhr-Universität Bochum zwei diametral entgegengesetzte Positionen ein, um die Weite des politischen Spannungsfelds aufzuziehen. Das sind dabei nicht die Positionen, die die Referent*innen tatsächlich persönlich vertreten, sondern sie zeigen den Dissens zwischen denjenigen, die einen schnellen Ausstieg fordern und denjenigen, die damit ihre Probleme haben. Ziel soll es nicht sein, sich auf eine Seite zu schlagen, sondern zu verstehen, dass beide Positionen im Diskurs ihre Daseinsberechtigung haben und man zumindest versuchen sollte, beide Seiten zu verstehen. Verstehen heißt dabei aber nicht zwingend billigen.
Dieser Beitrag ist Teil des Projekts „EnerTrend – Systemische Analyse von Wechselwirkungen der Energiewende in NRW mit zentralen Megatrends“, gefördert von Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein Westfalen. [Do., 10.10.2019]
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Etappen und Denkwürdigkeiten
Diese LandPartie startet am Rande von Alsdorf, einer Stadt, in der sich die kreativsten Kräfte just damals entfalteten, als dort zu Anfang der 1990er Jahren die Steinkohlenzeche geschlossen wurde. Und nun streitet man darüber, ob deren etwa hundert Meter hoch aufgeschütteten Abraumhalden unter Naturschutz gestellt werden sollen. Einen dieser Berge zu besteigen, lohnt auf jeden Fall. Ebenfalls empfehlenswert ist der Besuch des Energeticon, eines Ausstellungs- und Veranstaltungszentrums in einem formaligen Zechengebäude. (Beides als zusätzliches, fakultatives Angebot am Anreisetag 6.10.19)
Entlang der ersten Tagesetappe säumen wiederholt Gedenksteine und Wegekreuze die Route: Sie alle erinnern an abgebaggerte Dörfer, inmitten rekultivierter und weiträumiger Agrarflächen. Auch der Blausteinsee ist ein Relikt des Braunkohlenbergbaus. Hier besuchen wir das Naturhaus Rheinland und erfahren einiges zur Geschichte und Gegenwart dieses einstigen Restlochs. Weiter entlang dem Ufer des Blausteinsee erreichen wir schließlich den Ortsteil Neu-Lohn, in welchem viele Umgesiedelte ihre neue Heimstatt bauten und dabei ihre Vorstellung von „ländlich“ zur Anschauung brachten.
Die zweite Etappe führt über junges Land: Zunächst am einstigen Rand des Braunkohletagebaus Inden überqueren wir die neue Inde, ein künstlich verlegter Flußlauf. Anschließend gehen wir über wiederaufgefülltes Tagebaugelände – je weiter wir schreiten, um so jünger die Landschaft.
Am dritten Tag erhalten wir eine Führung durch das Forschungszentrum Jülich. In verschiedenen Projekten wird hier beispielsweise über zukünftige Energiequellen geforscht. Im selben Areal befindet sich aber auch die Rückbaustelle eines stillgelegten Atomreaktors, dessen Reaktorkern kürzlich für mindestens fünfzig Jahre in einem Zwischenlager geparkt wurde. Eine Zeitmarke bildet ebenfalls unser Tagesziel, die Burg Obbendorf in dem kleinen Ort Hambach. Im Jahr 893 wurde diese Burg erstmals erwähnt. Seit 1995 wird sie genutzt als Hotel und Restaurant.
Eine weitere Halde, die Sophienhöhe, bildet bei der vorletzten Tagesetappe den höchsten künstlichen Hochpunkt der Tour. Die körperliche Herausforderung ist dabei gering im Vergleich zur sich stellenden Denkaufgabe: Das Ergebnis des kaum zu fassenden Eingriffs in die Umwelt hat (in Teilen) eine sehr bizarre und ausgesprochen ästhetische Landschaft zur Folge. Aber kann das sein? Darf ich eine derart devastierte Umwelt als schöne Landschaft empfinden? Spätestens an diesem Ort wird auch ersichtlich: Die Tour umrundet im Prinzip ein riesiges Loch – den Tagebau Hambach. Seit der Räumung des Hambacher Forsts kennen alle diesen Namen aus Medienberichten. Dabei wird die Auseinandersetzung um die Braunkohle wesentlich außerhalb der Region geführt und entschieden, wie auch die hier gewonnene Energie außerhalb der Region ihren Mehrwert entfaltet. Etwas anderes bedeutet es indessen, dieses Loch einmal zu umwandern und dabei dessen Nachbarschaften in den Blick zu nehmen.
Beispielsweise bei der letzten Etappe das Dorf Manheim, das gegenwärtig abgerissen und schon 2022 gänzlich von der Erdoberfläche getilgt sein wird. Es ist mehr als nur etwas merkwürdig, durch die leeren Straßen dieses schwindenden Ortes zu gehen. Sowohl inhaltlich wie auch topographisch ist es nun nicht mehr weit zum Hambacher Forst. Soweit keine tagesaktuellen Vorkommnisse den Waldfrieden stören, werden wir diesen Wald und dessen Bewohner besuchen.
Letztlich erreichen wir dann das Dorf Buir und damit wieder „normalen Boden“, welcher außerhalb der Reichweite des Bergbaus liegt.
[Zuletzt geändert am 11. Juli 2019; eventuelle weitere Änderungen vorbehalten]
Mit einem Impulsvortrag am Abend der ersten Etappe (07.10.) gewährt uns Andreas Teichmann einige Einblicke in seine Arbeitsweise. Entlang der zweiten Wanderetappe (08.10.) wird er uns begleiten. Eine gemeinsame Bildbesprechung einiger der an diesem Tag entstandenen Fotos lässt den Abend ausklingen.
Erwartet wird, dass Sie einen manuell einstellbaren Fotoapparat mitbringen, mit dessen Handhabung Sie weitgehend vertraut sind.
Zum Anzeigen der Route müssen Sie eventuell die Kartenansicht zentrieren; durch Klick auf das Symbol in der jeweiligen Karte oben rechts
In Abhängigkeit freier Plätze erhalten Sie von uns eine Anmeldebestätigung mit der Aufforderung zur Zahlung der Teilnahmegebühr. Nach Eingang Ihrer Zahlung sind Sie verbindlich angemeldet und der Platz ist für Sie reserviert.
Anmelde-Frist: 17. August 2019
Für Personen aus den besuchten Ortschaften besteht die Möglichkeit, die LandPartie tageweise zu begleiten. Auch für diese Art der Teilnahme ist die mögliche Gruppengröße begrenzt (auf 20 Personen). Daher ist auch für diese Teilnahme eine Anmeldung erforderlich. Für ihre individuelle An- und Abreise, die Sie bitten eigenständig organisieren, können wir Ihnen rechtzeitig vor Beginn der LandPartie die betreffenden Start- und Zielpunkte der einzelnen Tagesetappen mitteilen.
- Begrüßung und Einführungsveranstaltung am Vorabend der ersten Tagesetappe.
- Ganztägige Reiseleitung und Betreuung während der fünf Wanderetappen.
- Eintägiger „Workshop in Fortbewegung“ entlang der zweiten Tagesetappe mit Anleitung durch den benannten Referenten.
NICHT enthalten sind Kosten für individuelle An- und Abreise, Kosten für externe Führungen oder Eintritte, Kosten für Übernachtungen und Verpflegung. (Wir übernehmen für Sie die Reservierung der Hotelzimmer in ihrem Namen. Die Bezahlung erfolgt jeweils unmittelbar durch Sie, direkt bei Ankunft oder durch Vorkasse.)
Die tageweise Teilnahme für Personen aus den besuchten Ortschaften ist kostenlos (kein Gepäcktransport).
Es kann nicht für alle Teilnehmer für jede Nacht die Unterbringung in Einzelzimmer garantiert werden.
Nach erfolgter Anmeldung senden wir Ihnen eine Liste der Unterkünfte zu. Die Reservierung und die Bezahlung der Zimmer erfolgt individuell durch die Teilnehmer (Bezahlung bei Ankunft im Hotel). Die LandPartie ist kein Reiseangebot im Sinne des Reisegesetzes.
Eventuell entstehende Kosten für in Ihrem Namen gebuchte und nicht mehr stornierbare Übernachtungen müssen in jedem Fall von Ihnen bezahlt werden.
Nicht zuuletzt ist Wandern auch eine Übung in der Reduzierung auf das wesentlich Notwendige.