Städter begegnen Menschen, die auf dem Land wohnen. Menschen vom Land begegnen Städtern. Das ist eine der Ideen, die hinter dem Konzept der Akademie Landpartie stecken. Noch bevor die Expedition startet, verschickt die Akademie per Mail an Institutionen entlang der Wanderroute Informationen über die Wanderung und über die Idee, die hinter ihr steckt. Ein Dorfverein, eine Lokalzeitung, Gasthöfe unterwegs erhalten die Informationen und sollen sie wenn möglich verbreiten. Nicht immer klappt das. Denn nicht alle Empfänger haben ein Flair für Experimente dieser Art.
Und dann klappt es doch. Am Morgen des zweiten Wandertags taucht ein neues Gesicht auf. Eine Frau stößt zu uns, wird mitwandern. Und dann steht die Mitarbeiterin der Regionalzeitung vor dem Haus, begleitet von einem Fotografen. Die Teilnehmer der Wandergruppe werden interviewt. Es zeigt sich, dass der Vorabtext in der Zeitung Wirkung hatte. Denn als die Gruppe am Nachmittag durch das Dorf Kirchbach geht, wird der Gruppe von mehreren Menschen, die auf einer neuen Bachbrücke ein Fest feiern, zugewinkt. Man wird eingeladen zu Bier und Apfelsaft, zu Kuchen und Brötchen. Und es stellt sich heraus, dass die Feiernden von der Landschaftserkundung der Wandergruppe Bescheid wussten. Am nächsten Tag stehen dann zwei aus Kirchbach vor dem Gasthaus der Wandergruppe, sie kommen mit, wandern fast einen ganzen Tag lang mit! Wie spannend das ist, erlebt man bereits nach wenigen Schritten. Die lokalen Experten haben sich der Gruppe angeschlossen. Sie kennen die Gegend, sie kennen die Probleme der Region, sie können einem erklären, wie es um die Wirtschaft, um die Arbeitsplätze, um den Wald steht. Und sie helfen einem bei dem Versuch, die Resultate der letzten Wahlen zu verstehen. Beim Wandern stellt man sich gegenseitig Fragen, erfährt, wie das Leben in der Region ist, was im ländlichen Osten Deutschlands anders ist als in den Städten. Irgendwann unterwegs stößt noch ein Einheimischer zur Gruppe, mehr zufällig als geplant. Er ist neugierig und weiß viel, er weist unterwegs auf Gebäude hin, kennt Abkürzungen und empfiehlt Umwege, weil sie zu schönen Aussichten in die weite Landschaft führen. Das Konzept der offenen Wandergruppe, der Begegnungen unterwegs trägt Früchte.
Text: Michael Guggenheimer
Fotos: Bertram Weisshaar